Tief sog er die frische Luft ein. Auch wenn die Kälte seine Finger und Zähne blau werden ließ, genoss Rija die Nacht draußen in seinem Käfig. Der Wind, der in den Blättern rauschte, das Gurgeln der Eulen und das Pfeifen der Mäuse erinnerten ihn an zuhause. Tränen kullerten ihm über die Wangen.
Die Erkenntnis, dass er hier in diesem Käfig sterben würde, traf ihn wie ein Schlag. Die Verzweiflung raubte ihm die Luft zum Atmen. Eilig zupfte er sich an den Haaren. Das gewohnte Kribbeln kam, doch die beruhigende Wirkung blieb aus. Er zupfte fester, doch wieder nichts. Er nahm einen ganzen Haarbüschel und zog. Der Schmerz erfüllte seinen ganzen Körper und er ließ sich von der Welle davontreiben. Das Gefühl verebbte und er zog nochmals fester und immer fester, bis er den ganzen Haarbüschel in der Hand hielt. Blut strömte ihm über die Wange und vermischte sich mit den salzigen Tränen. Verwundert betrachtete er den Büschel und stellte fest, dass Hautfetzen daran hingen.
Insekten flogen, angelockt vom Duft des Blutes, in seinen Käfig und krochen langsam näher. Rija hatte nicht die Kraft, sich gegen sie zu wehren und ließ sie sein Blut vom Käfigboden auflecken. Es war schön, nicht mehr alleine im Käfig zu sein.
Linfa rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ihre Mutter stand am Herd und kochte einen Brei aus Hafer, Beeren und Milch. Eines von Linfas Lieblingsgerichten.
„Wo gehst du hin?“
Der tadelnde Ton ihrer Mutter ließ sie in der Bewegung innehalten. „Ich ... ich wollte nach Pixy sehen.“ Linfa drehte sich von der Haustür ab und ging zu ihrer Mutter an den Herd. „Darf ich ihm ein bisschen hiervon geben?“
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Dein Vater hätte dir nicht solche Flausen in den Kopf setzen sollen mit diesem Ding.“
„Er ist kein Ding!“, Linda stemmte die Hände in die Hüfte und reckte das Kinn vor.
„Schon gut, schon gut. Hier, nimm.“ Sie gab ihr ein Schälchen vom Essen. Eilig rannte Linfa nach draußen. Sie suchte sich einen passenden Holzklotz, als Schemmel. „Pixy, ich habe Frühstück ...“ Weiter kam Linfa nicht. „Pixy?“
Sie sprang von der Bank und schrie: „Papaaa, Papaaa. Pixy ist tot.“
Linfa strich sich über die tränennassen Wangen. Ihr Vater buddelte ein Loch für ihren geliebten Pixy. „Ich ... ich werde dich vermissen.“ Leif streichelte seiner Tochter über den Kopf. „Wir hätten ihn nicht über die Nacht draußen lassen sollen. Er ist bestimmt erfroren.“ Die Selbstvorwürfe seiner Tochter stachen ihm ins Herz. „Keine Angst, mein kleiner Sonnenschein, ich besorge dir ein neues Haustier.“
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