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AutorenbildSamarraLeFay

Thokks Tagebuch 1

Aktualisiert: 23. Okt. 2022

Zehnter Zuktur im zwanzigsten Jahr des Thokks

Ich bin Thokk. Dies sind meine Aufzeichnungen. Wenn irgendwer dies liest, bin ich entweder tot, habe ich diese Aufzeichnungen verloren oder du kleine miese Ratte hast sie mir gestohlen. Falls letzteres der Fall sein sollte, mögen dich Dunkelelfen zu todefoltern!

Warum ich dies hier schreibe? Ich habe gerade Wachdienst und nichts Besseres zu tun. Naja, doch, natürlich, ich könnte Wache halten. Aber jetzt mal ehrlich, wer greift schon eine Horde Orks an? Der Gruppenführer hat meinen Einwand mit einer Kopfnuss vergolten. Zu seiner Entschuldigung ist zu sagen, dass er selten auf Sätzen reagieren muss, die mehr als fünf Wörter haben.

Naja, jetzt sitze ich hier in der Dunkelheit und schreibe. Ich bin noch ein wenig planlos, über was ich überhaupt schreiben will. Ich hoffe, dass wird sich mit der Zeit legen.

Dieses Pergament habe ich heute morgen in einer Ruine gefunden. Mein Kumpane Krosk wollte es zum Rauchen verwenden. Zu meinem Glück konnte ich ihn mit einer Finte ablenken: „Ist das ein Kochlöffel?“ Eigentlich war es nur ein Ast mit einem Knubbel am Ende. Doch Krosk hat das Pergament fallen gelassen und den vermeintlichen Kochlöffel betrachtet. „Siehst du diese Rille am Griff?“, fragte er mich. „Das müssen bestimmt magische Symbole sein. Ein magischer Kochlöffel. Den lasse ich mir von der Versorgungstruppe teuer ankaufen.“


Elfter Zuktur im zwanzigsten Jahr des Thokks

Gestern Abend bei der Wache ist nicht mehr viel passiert. Einer meiner Kameraden wurde in der Nacht von einem Mahr heimgesucht. Seine Schreie haben das halbe Lager auf die Beine gebracht. Als sich der Angriff als Alptraum herausstellte, legten sich alle wieder hin. Jeder kennt die Träume nach einer Schlacht. Witze machen nur Jene, die diese Bürde noch nicht tragen müssen. Aber bald werden ihnen diese vergehen.

Heute marschierten wir wieder stundenlang Richtung Westen. Wir wissen immer noch nicht, wohin wir marschieren oder gegen wen. Aber wenn ich unsere schwindenden Vorräte ansehe, müssen wir wohl bald am Ziel sein.

Die Wache ist…

Dreizehnter Zuktur im zwanzigsten Jahr des Thokks

Ich wurde bei der Wache beim Schreiben überrascht und der Gruppenführer sackte mein Pergament ein. Ich wurde einen Tag lang verhört. Sie hielten mich für einen Spion, da ich meine Aufzeichnungen in der Handelsprache verfasse. Sie mussten erst jemanden finden, der diese lesen und mich von den Vorwürfen freisprechen konnte. Ich erhielt die Aufzeichnungen zum Glück wieder zurück.

Trotzdem schauen mich meine Kameraden skeptisch von der Seite an. Es hatte viele Schlachten gedauert, bis ich sie davon überzeugen konnte, dass ein Halbork im Kampf einen vollblütigen Ork in Nichts nachsteht. Ich wurde zu unzähligen Zweikämpfe gefordert. Ich unterlag in vielen aber gewann ebenso viele. In Kraft bin ich den meisten Orks unterlegen, aber mit Geschick und Raffinesse kann ich dennoch oft einen Kampf für mich entscheiden.

Und jetzt? Jetzt haftet an mir der Gestank eines Höhlenbeschmutzers. Wenn ich diesen Gestank bis zum nächsten Schlacht nicht wegwaschen kann, muss ich nicht nur auf unsere Gegner achten sondern auch auf meine Kameraden hinter mir.

Vierzehnter Zuktur im zwanzigsten Jahr des Thokks

Heute hat mich Krosk zum Zweikampf gefordert. Er hat nun doch herausgefunden, dass der Kochlöffel nur ein Ast ist. Er fühlte sich in seiner Ehre beschmutzt. Wie immer unterlag ich ihm, was die Anderen johlend zur Kenntnis nahmen. Aber als er mir aufhalf und auf die Schultern klopfte, spürte ich, dass ich bei Vielen das Misstrauen schwand.

Kurz darauf nahm mich Noktek zur Seite. Er meinte, ich soll aufhören zu schreiben, dass schüre nur den Unmut. Noktek ist einer der Guten und einer der Wenigen der schlau genug ist für eine Partie Drachenschach, auch wenn er das oft hinter einem Fass Bier verbirgt. Also seinen Verstand. Das Drachenschach hat er stets an seinem Gurt geschnürt.

Ich vertraute ihm an, dass das Schreiben den Mahr von mir fern hält. Er nickte und sprach: „Albträume sind nur Träume. Die überlebst du. Einen misstrauischen Kameraden im Rücken im Zweifelsfall jedoch nicht.“ Dann lief er davon und klopfte Krosk beim Vorbeigehen auf die Schulter. Dieser blickte kurz zu ihm auf und nickte dann zufrieden.

Hatte Noktek Krosk geschickt um mit mir zu kämpfen?

Fünfzehnter Zuktur im zwanzigsten Jahr des Thokks

Heute musste ich beim Gruppenführer antreten. Was bisher selten genug vorkam bisher. Eigentlich nur bei der Aushebung. Ganz nach dem Motto: „Du bist zwar klein aber hast Hauer, bist grün, dann kannst du auch in der Armee kämpfen.“

Der Gruppenführer hat so eine Angewohnheit meinen Namen in die Länge zu ziehen. Anstatt Thokk, sagt er immer Thooouokk. Ich glaube, er macht das absichtlich, um mich zu provozieren. Wenn ich aufbegehren würde, davon bin ich überzeugt, würde ich einer unschönen Bestrafung ins Auge blicken. Er scheint manchmal eine dämonische Freude an solch kleinen Gemeinheiten zu haben.

Daher wunderte es mich, dass er dieses Mal meinen Namen normal ausgesprochen hatte und ohne große Umschweife zu mir sagte: „Bei den Spähern ist ein Platz frei geworden. Ich habe dich für diese Position zugeteilt. Melde dich morgen früh bei deinem neuen Gruppenführer.“

Das heißt, dies ist vorerst meine letzte Wache. Mal schauen, was als Späher auf mich zukommt.



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